Windows
Windows ist mit einem Marktanteil von über 90% das mit weitem Abstand meist-verbreitete Desktop-Betriebssystem. Eine
Entwicklung, die sich wohl nicht einmal der damalige Microsoft-Chef Bill Gates hätte träumen lassen, als er am 20.
November 1985 Windows 1.0 auf den Markt brachte. Denn der Erfolg war damals überschaubar, waren die ersten Windows-Versionen
doch eher ein grafischer Aufsatz für das darunterliegende spröde MS-DOS mit seiner 16-Bit-Architektur. Es sollte über sechs
Jahre dauern, bis Microsoft daraus mit Windows 3.1 erstmals ein kommerziell erfolgreiches Produkt machen konnte. Kaum zu
glauben aus heutiger Sicht: Wer damals Netzwerkfunktionalität haben wollte, musste zur teureren „Windows for Workgroups“-Variante
greifen.
Abbildung 1: Windows 3.1 Screenshot
Mit dem Erfolg kamen die Probleme
Der echte Durchbruch folgte schließlich mit Windows 95. Es setzte nicht nur auf 32-Bit-Architektur, sondern war auch das erste
Windows, das sich von MS-DOS als Unterbau wirklich emanzipierte. Doch mit dem Erfolg kamen auch die Probleme: Die große
Beliebtheit machte Windows als Angriffsziel für Hacker besonders interessant. Computerwürmer wie der legendäre „I love you“-Virus
verdankte ihre schnelle Verbreitung vor allem auch der großen Zahl von anfälligen Windows-Installationen. In der Folge musste Microsoft
bis heute immer wieder viel Energie in die Entwicklung neuer Sicherheitsfunktionen stecken.
Für mehr Sicherheit und Stabilität sollte auch die komplette Neuentwicklung eines Systemkerns für Windows NT sorgen. Davon profitierten
zunächst zwar nur Business-Anwender und Server-Betreiber. Aber mit Windows XP – dem nächsten großen Meilenstein – wurden die Produktschienen
für Privatanwender und Unternehmenskunden Anfang des Jahrtausends wieder zusammengeführt. Gleichzeitig war es das erste Windows mit einer
64-Bit-Version und Produktaktivierung. Nachdem bis dahin gerüchteweise mehr raubkopierte als legal gekaufte Windows-Installationen im Einsatz
waren, musste Windows XP online oder telefonisch aktiviert werden, was erst nach einigen Startschwierigkeiten halbwegs zuverlässig klappte.
Abbildung 2: Windows 95 Screenshot
Politik und Rückschläge
Dass Windows XP trotzdem bis heute das meistverkaufte Windows aller Zeiten ist, dürften auch daran gelegen haben, dass es die
wichtigsten Programme für Internet und Multimedia gleich mitbrachte. Diese Vermischung von Betriebssystem und Zusatzprogrammen
führte aber auch in Microsofts größte Krise und an den Rand der Konzernzerschlagung: Um den Spätstart ins Internet wettzumachen,
hatte Microsoft seinen Internet Explorer so aggressiv auf den Desktop gebracht, dass man den Browserkrieg gegen Konkurrent Netscape
bald gewann. Gleichzeitig weckte man damit aber den Argwohn der Wettbewerbsbehörden, die mit Milliardenstrafen und Auflagen reagierten.
In der Folge gibt es bis heute N-Varianten von Windows, die ohne Browser und Multimedia-Beigaben ausgeliefert werden.
Dem XP-Nachfolger Windows Vista war weniger Erfolg beschieden. Über allerlei grafische Spielereien hatte Microsoft Performance und
Stabilität vernachlässigt. Nicht wenige Benutzer ließen Vista genervt links liegen und warteten stattdessen auf den Nachfolger Windows
7, der vieles besser machte. Windows 8 war dann der erste klägliche Versuch, den klassischen Desktop mit einer modernen, touch-orientierten
Oberfläche zu verschmelzen. Microsoft musste einige schmerzliche Lektionen lernen und mit Windows 8.1 schnell ein umfassendes Update nachlegen.
Aber erst mit Windows 10 schaffte man es, ein Betriebssystem zu liefern, das sich unterwegs per Touchscreen genauso gut bedienen lässt wie am
Schreibtisch mit Maus und Tastatur.
Ein langer Weg also, auf dem einige Opfer zurückgelassen wurden, die nicht vergessen werden sollen. Insbesondere im Mobilbereich versuchte Microsoft
immer wieder weitgehend erfolglos, eigene Windows-Ableger zu etablieren: Windows CE, Pocket PC, Windows Mobile und zuletzt Windows Phone.
Auch Ausflügen auf andere Hardware-Plattformen wie IA-64, PowerPC, MIPS oder Alpha und zuletzt Windows RT für ARM-Prozessoren war meist nur ein
kurzes Leben beschieden. Ob Windows 10 IoT im Internet der Dinge eine Rolle spielen kann, muss sich erst noch zeigen.
Abbildung 3: Windows 8 Screenshot
Windows-Entwicklung ist immer ein Spagat
Das aktuelle Windows 10 zeigt sehr gut die Herausforderungen, vor denen Microsoft immer wieder stand und steht: Kein anderes Betriebssystem
kann den Anspruch erheben, auf einem so breiten Spektrum von Geräten eingesetzt zu werden. Android, iOS, Linux, macOS – sie bedienen entweder
Desktop oder Mobilgeräte. Windows hingegen läuft auf Tablets, Notebooks, klassischen Büro-PCs, Kassensystemen, medizinischen Terminals,
Industrierechner usw. Und besonders die Vielzahl an Businesskunden legt Wert auf Rückwärtskompatibilität und zwingt bei der Weiterentwicklung
immer wieder zu Rücksichtnahme, Extrawürsten und zusätzlichem Aufwand, auch wenn die Entwickler manchen alten Zopf am liebsten schon lange
abgeschnitten hätten. Als Ergebnis umfasst die Codebasis von Windows mittlerweile etwa 3,5 Millionen Dateien und benötigt ungefähr 300GB
Speicherplatz. Der Code umfasst geschätzte 50-60 Millionen Programmzeilen (so ganz genau weiß es vermutlich niemand).
Die Zukunft heißt „Windows as a Service“
Und trotz alledem verliert Windows für Microsoft zumindest wirtschaftlich immer mehr an Bedeutung. Denn spätestens mit Windows 10 hat der
Konzern sich auf den Weg gemacht weg vom Software-Entwickler hin zum Dienstleistungsanbieter. Anstatt alle zwei Jahre ein neues Windows
kaufen zu müssen, bekommen die Kunden nun halbjährlich ein kostenloses Feature-Update mit neuen Funktionen. War Windows lange Zeit eine
Gelddruckmaschine für Microsoft, soll es nun die Basis und das Schmiermittel für die Geschäftsbereich der Zukunft sein: Cloud-Dienstleistungen
und Umsätze mit Medien und Apps. „Windows as a Service“ ist somit der neueste und vorläufig letzte Meilenstein dieser mehr als dreißigjährigen
Geschichte.
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