Ohne Akku hätten die allermeisten digitalen Geräte, die heute unseren Alltag bestimmen, ein gewaltiges Problem. Das zeigt sich schon dann, wenn die Ladestandanzeige in den kritischen Bereich rutscht und man als User ohne Steckdose nervös wird. Doch wie lange Akkus treu bleiben – sowohl zwischen zwei Aufladungen wie generell – hängt davon ab, wie man sie behandelt. Tipps dazu gibt dieser Beitrag ebenso, wie er Irrtümer ausräumt.
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Die überflüssigen Verbraucher
Bei vergleichsweise simplen Geräten wie einem Smart Speaker, die nur wenige Funktionen haben, kann man an dieser Stelle nicht viel machen, da unterliegt der Akku dem „Taschenlampen-Prinzip“, entweder an oder aus.
Anders sieht es jedoch aus, je mehr Funktionen das Gerät an Bord hat. Das wiederum führt uns direkt zu Smartphones, Laptops, Wearables oder generell: Computern.
Schon von Windows in sämtlichen Varianten ist bekannt, dass dort diverse Hintergrundprozesse laufen. Ähnlich sieht es bei Android aus, bei iOS, der kompletten Riege der Betriebssysteme.
Weggedacht von tatsächlich systemrelevanten Prozessen sieht es da vor allem bei Mobilgeräten so aus, dass im Grundzustand viele Funktionen laufen, die man nicht benötigt, die aber Akkuleistung fressen. Selbst wenn es sich nur um geringste Volumina handelt, verkürzen die doch in der Summe die Reichweite.
Was man grundsätzlich tun sollte:
- GPS, Bluetooth, LTE und dergleichen nur an, wenn sie benötigt werden
- WLAN ausschalten, sobald man länger außer Reichweite ist
- Nichtgenutzte Apps/Programme nicht bloß in den Standby-Modus versetzen, sondern ganz abschalten
- Automatische Helligkeitsregelung ausschalten und die Bildschirmhelligkeit auf ein grundsätzlich eher niedriges Niveau schalten
- Bei Geräten mit OLED-Displays können dunkle Hintergründe bzw. Themes helfen, da in dem Fall weniger Pixel beleuchtet werden müssen
- Ungenutzte Bloatware entweder deinstallieren oder, falls das ohne Rooten nicht geht, deaktivieren und auf den Werkszustand zurücksetzen
- Updates auf manuell stellen oder so terminieren, dass sie zu einer Tageszeit durchgeführt werden, wenn das Gerät mit hoher Wahrscheinlichkeit am Netzstecker hängt
- Rechte der einzelnen Apps durchforsten und Überflüssiges entziehen
Die meisten Betriebssysteme offerieren zudem die Möglichkeit, sich Stromfresser gestaffelt nach Verbrauch anzeigen zu lassen. Diese Option sollte man regelmäßig nutzen, um verbliebene Baustellen zu offenbaren.
Extreme Temperaturen
In sämtlichen Bedienungsanleitungen von akkubestückten Geräten findet sich die Angabe eines Temperaturbereichs, meist ein Wert zwischen moderaten Minus- und heißen Plusgraden.
Das Problem: Dieser Bereich ist ziemlich breitgesteckt und eher für das dahinterstehende Gesamtsystem zu interpretieren.
Auch die Akkus sind zwar „sicher“, wenn sie innerhalb dieses Bereiches betrieben werden. Das Problem ist jedoch, dass ihre Leistung bzw. Reichweite, je weiter man sich von der Temperaturmitte entfernt, stark abfallen kann.
Bei Lithium-Ionen-Akkus, wie sie heute verbaut werden, liegt das an der Konstruktion per se: Im Inneren der Zellen befindet sich eine Elektrolytflüssigkeit. Je kälter sie wird, desto zäher wird sie, desto weniger reaktiv werden die darin fließenden Elektronen und desto geringer wird die Durchhaltedauer.
Auch im umgekehrten Fall des Aufladens hat dieses Prinzip seine Gültigkeit, vor allem bei weniger hochwertigen Akkus.
Je dichter der Akku an seinem Temperatur-Sweet-Spot von etwa 20°C gehalten wird, desto besser ist es für die Reichweite.
Echte Todsünden
Beachtet man die bisherigen Punkte nicht, wirkt sich dies nur auf den Ladestand aus, hat aber kaum weitergehende Auswirkungen auf die Lebensdauer des Akkus.
Allerdings gibt es Handlungen, die dem Akku stark zusetzen bis hin zur direkten Zerstörung. In diesem Fall bleibt nur noch, den Akku gegen ein neues Stück auszutauschen und aus seinen Fehlern zu lernen:
- Niemals das Gerät beim Laden in einer Hülle oder unter Abdeckungen belassen (gilt nicht nur für Handys und Tablets), sonst kann sich ein Hitzestau bilden, der den Akku zerstört
- Nur hochwertige Ladegeräte verwenden, nicht irgendwelche Billig-Stücke unbekannter Herkunft. Letztere haben häufig keine Steuerungselektronik verbaut, die verhindert, dass weiterhin Strom fließt, obwohl der Akku vollständig geladen wurde
- Niemals den Akku so vollständig entladen, dass sich das Gerät urplötzlich abschaltet. Fünf Prozent verbleibender Füllstand sollten die absolute Untergrenze dessen darstellen, was man dem Stromspeicher zumutet
- Keinesfalls Geräte, die man nie mobil betreibt (Stichwort Laptop) dauerhaft am Ladegerät belassen
- Bloß keine Akkus mit extremen Füllständen lange lagern, ohne dass sie benutzt werden (ob im ausgeschalteten Gerät oder allein ist hier egal). Der ideale Füllstand zum Einlagern liegt ungefähr bei halber Ladung
- Lithium-Ionen-Akkus profitieren nicht davon, wenn man sie fast vollständig entlädt und dann komplett auflädt. Dieser Glaube resultiert noch aus älteren Bauweisen, bei denen ein Memory-Effekt auftreten konnte. Lithium-Ionen-Akkus haben nur einen minimalen Memory-Effekt und sollten bei 80-85% vom Netz getrennt werden – viele Betriebssysteme haben dafür auch eine softwareseitige Option installiert
Überdies sollte man auch kontaktlose oder Schnelllademöglichkeiten nur mit Bedacht nutzen. Häufiges Verwenden dieser Komfort-Optionen hat signifikante Auswirkungen auf die Lebensdauer.
Akku-Irrtümer
Schon der Punkt mit dem Memory-Effekt wird vielleicht aufgedeckt haben, dass manche Leser einem Irrtum aufsaßen.
Tatsächlich jedoch gibt es beim Thema Akku noch mehr davon:
- Lithium-Ionen-Akkus müssen im Neuzustand anders ge- und entladen werden. Stimmt nicht, man muss sie nur so behandeln, wie man es im Dauerbetrieb tun würde.
- Kurze Aufladungen, bei denen nur geringe Energiemengen übertragen werden, schaden langfristig dem Akku. Ist ebenfalls bei Li-Ion-Akkus falsch, bei diesen ist es sogar eine gute Vorgehensweise, weil sie dabei hilft, den Ladezustand im optimalen Bereich zu halten.
- Apps können helfen, den Akku zu schonen. Stimmt in den seltensten Fällen. Was die Geräte an „Bordmitteln“ mitbringen, ist meistens die bessere Lösung, weil es explizit für dieses Gerät mit diesem Akku entworfen wurde. Apps hingegen sind meist viel allgemeiner gehalten.
- Nur Originalakkus sind „safe“. Stimmt auch nicht. Solange man sich an die vom Hersteller freigegebenen Leistungsdaten hält und auf Qualität setzt, spricht nichts gegen die Verwendung von Drittanbieter-Akkus.
Übrigens ist es auch ein (kleiner) Irrtum, dass Akkus keine Probleme mit Erschütterungen hätten. Das kann durch elektrophysikalische Prozesse, die durch den Impakt ablaufen, durchaus negative Auswirkungen haben – allerdings ist eine Erschütterung, die einen Akku wirklich zerstört, so stark, dass dann auch das dazugehörige Gerät unrettbar verloren ist.