Beruhigende Nachrichten für ARD, ZDF, Prosieben, RTL und Co. Die Mehrheit der Deutschen nutzt das klassische Fernsehen
immer noch als Leitmedium. Onlineangebote wie VoD (Video on Demand) werden dagegen noch eher verhalten und eher als Ergänzung
eingesetzt. So lautet das Kernergebnis des „Deloitte Media Consumer Survey 2015".
Allerdings, so legt die Studie ausdrücklich nahe, sei der Fernsehzuschauer von heute keineswegs mehr der gleiche wie
noch vor 9 Jahren. Damals nämlich führte das Münchner Beratungsunternehmen seine erste Studie zum Medienverhalten der
Deutschen durch. Neben PricewaterhouseCoopers, Ernst & Young und KPMG ist Deloitte eine der „Big Four-Gesellschaften" in
der Prüfungs- und Beratungsbranche. In der vorliegenden Studie wurden im April 2015 2000 Konsumenten zwischen 14 und 75
Jahren zu ihrem Medienverhalten befragt.
Die Ergebnisse sind verblüffend, geht man in der heutigen Zeit doch davon aus, das die Nutzung medialer Angebote sich
immer stärker ins Netz verlagert. Der Trend sieht nun auch tatsächlich so aus, nur eben nicht so deutlich wie vielleicht
von dem einen oder anderen erwartet. Was speziell den Konsum von Bewegtbildangeboten angeht, so nutzen nur 9 % der Befragten
nicht-lineare Angebote, sprich 91 % sehen immer noch klassisch Fern. Auch bei den Jüngeren (14 – 18 Jahre) steht das Fernsehen
immer noch hoch in der Gunst. In dieser Altersgruppe liegt der Anteil der nicht-linear genutzten Medien aber bereits bei 25 %.
Die Ausstattung der Nutzer mit Internetzugängen und internetfähigen Endgeräten hat indes beinahe den Status einer Vollversorgung
erreicht. Dies bestätigt auch die jüngst erschienene Shell-Studie, die besagt, dass 99 % der 12-25-jährigen Jugendlichen mittlerweile
einen Internetzugang haben. Trotzdem wird das klassische TV-Gerät von 77 % der Befragten bevorzugt. Dagegen ist in der Gruppe der
14-24-jährigen der PC bzw. Laptop mit der „herkömmlichen Röhre" gleichauf. Tablets werden durch alle Altersgruppen hindurch nur
marginal zu Fernseh- und Videozwecken eingesetzt.
Weiterhin ist das Interesse an VoD Angeboten gestiegen. Amazon Prime Instant Video, Maxdome und Netflix führen die Liste mit
63 % deutlich an, wobei Amazon auf Platz eins steht. Aber auch die Mediatheken vieler klassischer Fernsehsender werden gerne genutzt.
Dabei geben 61 % der Befragten die zeitliche Unabhängigkeit als wichtigsten Faktor für die Nutzung von Vod’s an. Zudem scheint das TV
vor allem bei den Jüngeren immer mehr zum „Nebenbei-Medium" zu werden. Innerhalb der Gruppe der 14-18-jährigen schenken laut der Umfrage
lediglich 2 % dem laufenden TV ihre volle Aufmerksamkeit. Nebenher wird online geshoppt, telefoniert, smst, gewhatsappt und gefacebooked.
Der favorisierte „second Screen" in der Ü25-Gruppe ist indes weder das Smartphone, noch das Tablet, der good old Laptop ist es. Eine
Einschränkung besteht wie immer bei den 14-18-jährigen, die zu 79 % lieber auf ihrem Smartphone wischen.
Darüber hinaus ist erwähnenswert, dass die Nutzung von sogenannten Short-Form-Videos enorm an Bedeutung gewinnt. 88 % der 14-18-jährigen
geben an, häufig dieses Format zu nutzen. In der Gesamtstichprobe gibt es immerhin einen Anstieg von 14 % gegenüber dem Vorjahr. Diese
Entwicklung scheinen viele Firmen mittlerweile registriert und in konkretes Handeln umgesetzt zu haben. Denn auch hier geht der Trend
in Richtung des Videomarketings, indem zunehmend kurze Imagefilme oder so bezeichnete Erklärvideos produziert werden. Ein Beispiel dafür
können Sie hier sehen.
Dennoch: Am häufigsten konsumiert werden immer noch Musikvideos, Spaß- und Entertainment Clips. Immerhin 18 % der Befragten schauen
Tutorials bzw. „How to"-Clips. Bei Jugendlichen sind es hier sogar 55 %. Auch professionelle Short-Form-Inhalte werden vor allem von den
jüngeren verstärkt rezipiert. Der allgemeine Trend allerdings, zeigt unmissverständlich nach oben.
Eines dürfte also klar sein: Nicht-lineare Videoanbieter flexibilisieren und universalisieren den Videomarkt zunehmend. Das Nutzungsinteresse
sowie die konkrete Nutzungsbereitschaft steigen augenscheinlich. Eine zukünftige Pluralisierung und Ausdifferenzierung der Angebotspalette
dürfte von daher erwartbar sein.
http://www2.deloitte.com/content/dam/Deloitte/de/Documents/technology-media-telecommunications/Video%20Interaktiv%20-%20Media%20Consumer%20Survey20150608_neu.pdf